Pflicht hilft Kür - Wie der Mittelstand CSRD/ESRS-Berichtsdaten für die Transformation nutzen kann

score4more
Dec 15, 2023
Foto: DNP 2023, Dariush Misztal
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Die erweiterten EU-Berichtspflichten für Nachhaltigkeit nach CSRD/ESRS kommen. Viele Unternehmen gerade im Mittelstand fragen sich, was die Pflichten bedeuten und wie sie die Herausforderungen meistern können. In einem Panel beim Deutschen Nachhaltigkeitstag haben wir dazu intensiv diskutiert. Ihr findet hier die wichtigsten Inhalte und Erkenntnisse vom Panel zusammengefasst.

Moderiert hat das Panel Yvonne Zwick (Vorsitzende B.A.U.M. e.V.). Nicolette Behncke (PwC) hat die Perspektive der Wirtschaftsprüfung auf die Regulierung, Steffen Erath (Head of Sustainability bei Hansgrohe) sowie Philipp Petry (VP Group Sustainability bei TAKKT) haben die Perspektive des Mittelstandes auf Reporting und Transformation sowie Innovation und Dr. Matthias Kannegießer (Gründer von score4more) die Perspektive der Nutzung von Daten für die Transformation über Plattformen vertreten.

Im Check-in hat Yvonne Zwick das Publikum online und vor Ort per Mentimeter befragt: Welches Wort fasst die erweiterten Regulierungs- und Reportingstandards zusammen? An erster Stelle in den Ergebnissen stand Komplexität sowie viele benachbarte Begriffe, welche die Überforderung im Publikum ausdrückten.

Danach ging es inhaltlich weiter, Schlüsselbegriffe zu erklären, um gemeinsames Verständnis im Raum zu schaffen. In Form eines Quizes von Yvonne Zwick mit Nicolette Behncke und Matthias Kannegießer wurden die wichtigsten neuen EU-Standards und -Regulierungen für Unternehmen kurz vorgestellt. Dabei wurden Fakten besprochen, wann und für wen die Standards gelten, was die EU-Zielsetzungen sind und welche Schlüsselanforderungen zu erfüllen sind.

Besprochen wurden unter anderem:

• EU CSRD (Corporate Sustainability Responsibility Directive) als Regulierung für erweiterte nicht-finanzielle Berichtspflichten ausgeweitet auf eine größere Zahl an Unternehmen

• ESRS (European Sustainability Reporting Standards) als Berichtsstandard entwickelt von der EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group) im Auftrag der EU-Kommission, der die EU CSRD-Anforderungen erfüllt

• EU-Taxonomie als Klassifikationsstandard für den Finanzmarkt, um privates Kapital in nachhaltige Anlageformen umzuleiten

• CSDDD (Corporate Sustainability Due Dilligence Directive) als das “europäische Lieferkettengesetz”, das Sorgfaltspflichten und Risikomanagement in der Wertschöpfungskette regelt insbesondere bzgl. Menschenrechten aber auch Umweltwirkungen von Lieferanten

Für den Mittelstand ist die CSRD und ESRS im Fokus, da hier viele Mittelständler neu betroffen sein werden.

Erkenntnisse aus dem Panel waren:

1. Wie die CSRD/ESRS hilft, viele Unternehmen für Nachhaltigkeit zu aktivieren
Trotz aller übergeordneten Diskussionen zu Klimawandel, Nachhaltigkeit und Transformation bleibt die Situation, dass ein Großteil der Unternehmen insbesondere im Mittelstand noch keine ausreichenden Nachhaltigkeitsdaten zu nicht-finanziellen Themen erheben und veröffentlichen. Diese würden dem Finanzmarkt helfen, Kapital in nachhaltige Anlageformen umzulenken.

Dieses ändert sich mit der CSRD/ESRS. Viele Unternehmen, die zuvor inaktiv bei der Nachhaltigkeitsberichtserstattung waren, werden jetzt durch die verpflichtende Regulierung aktiviert. Laut einer PwC-Studie unter Unternehmen hat die CSRD/ESRS bereits jetzt konkrete Auswirkungen auf Unternehmen und zieht entsprechende Nachhaltigkeitsaktivitäten nach sich. Das bedeutet, die Regulierung hilft, eine größere Zahl an Unternehmen für Nachhaltigkeit zu aktivieren.

2. Komplexität der ESRS ist größte Herausforderung und zugleich relativ
Aufwand und Komplexität der ESRS wird als der größte Painpoint von den Unternehmen kritisiert. Mehr als 200 Seiten und 1.000 Datenpunkte sieht die ESRS vor. Bei Komplexität stellt sich immer die Frage des Vergleichs: komplex im Vergleich zu was? Im Panel wurde der Vergleich zum Finanzreporting gezogen, in welches Unternehmen ein Vielfaches an personellen und finanziellen Ressourcen investieren. Auch die IFRS (International Financial Reporting Standards) sind um ein vielfaches umfangreicher als die ESRS. Diese Komplexität haben Unternehmen über Jahre gelernt zu meistern mit dem Aufbau geeigneter Systemen, Daten und Prozesse. Mit der CSRD/ESRS stellt die EU Finanzreporting und Nachhaltigkeitsreporting auf eine Stufe. In der Konsequenz heißt es für Unternehmen, dass sie Ressourcen zwischen Finanz- und Nachhaltigkeitsreporting balancieren müssen.

3. Ohne Daten keine Finanzierung: der Nachhaltigkeitsbericht als Katalysator für nachhaltige Finanzierung
Warum läuft die Transformation insbesondere hin zur Klimaneutralität so langsam? Ein Faktor laut EU-Kommission ist, dass das private Kapital noch nicht in ausreichendem Maße in nachhaltige Unternehmen und Projekte umgelenkt wird, da die Datenbasis fehlt. So komplex und umfangreich die CSRD/ESRS ist - sie bringt die große Chance, dass mit mehr transparenten Nachhaltigkeitsdaten von Unternehmen auch mehr nachhaltige Anlageformen und Projekte für den Kapitalmarkt sichtbar werden können. So wird Sustainable Finance und damit das Umlenken privaten Kapitals in nachhaltige Anlageformen im größerem Umfang und schneller möglich.

4. Das größere “Why” klar haben: Innovation und Zukunftsfähigkeit im Mittelstand sollte Hauptmotivation für Nachhaltigkeit sein
Aus Unternehmensperspektive sollte die Motivation für Nachhaltigkeit nicht Erfüllen von Regulierung oder Reportingstandards sein. Vielmehr sollte es aus Eigeninteresse getrieben sein, Innovationen und Geschäftserfolg mit nachhaltigen Lösungen sowie Zukunftsfähigkeit zu erreichen. Daher ist es wichtig, das übergeordnete “Why” und die Motivation im Unternehmen für Nachhaltigkeit im Blick zu halten und Nachhaltigkeit als Innovationsprinzip und Transformationstreiber für das eigene Geschäftsmodell mit neuen Marktchancen zu begreifen.

5. Die Klimakrise lässt keine Zeit: Berichtsdaten müssen sofort vernetzt und für die Transformation genutzt werden
Anders als vor 15 Jahren gibt es heute eine gesteigerte Dringlichkeit: wir haben keine Zeit mehr, um Berichts- und Auditprozesse in Unternehmen zu perfektionieren. Das 1.5°-Ziel mit einem in wenigen Jahren verbrauchten CO2-Budget erfordert, dass Reporting und Transformation sofort verzahnt und parallel umgesetzt werden müssen. Statt perfekt im Reporting und Audit zu sein, braucht es einen iterativen 80-20 Ansatz, in dem Reportingstrukturen und Daten schnell und schrittweise verbessert werden und parallel generierte Daten sofort für Transformation, Maßnahmen und Lösungen eingesetzt werden. Hier können Transformationsplattformen helfen, über Datenvernetzung und über Unternehmen hinweg direkt Entscheidungen zu beschleunigen. Damit bleiben Unternehmen nicht isoliert in den Reportingherausforderungen, sondern transformieren gemeinsam über die sofortige Vernetzung und Austausch von Daten.

Im Fazit kann die CSRD/ESRS trotz aller Komplexität diverse Wirkungen im Unternehmen entfalten:

• Ganzheitliche Reflektion des Geschäftsmodell und von Transformationschancen: CSRD/ESRS strukturieren Unternehmen die ganzheitliche Bewertung ihrer Nachhaltigkeitsleistung. Diese geht über das bloße Berichten von Zahlen hinaus – sie erfordert eine 360°-Analyse des eigenen Geschäftes inklusive vor- und nachgelagerter Wertschöpfung mit Risiken und Chancen sowie positiven wie negativen Wirkungen. Dieser Prozess hilft Unternehmen, sich grundsätzlich mit Chance, Risiken und Wirkungen des derzeitigen Geschäftsmodell sowie Transformationschancen auseinanderzusetzen.

• Innovation und Wettbewerbsfähigkeit: CSRD/ESRS schaffen Anreize für Unternehmen, innovative Lösungen zu entwickeln, um ihren ökologischen und sozialen Fußabdruck zu minimieren. Unternehmen, die proaktiv auf diese Herausforderungen reagieren, können nicht nur ihren ökologischen Beitrag verbessern, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Innovation wird zu einem zentralen Bestandteil der nachhaltigen Transformation.

• Stakeholder-Beteiligung und -Vertrauensbildung: CSRD/ESRS legen einen starken Fokus auf die Einbeziehung von Stakeholdern in den Berichtsprozess. Dies fördert eine offene Kommunikation und stärkt das Vertrauen zwischen Unternehmen und ihren Interessengruppen. Die Rückmeldungen der Stakeholder können dabei helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und die unternehmerische Agenda in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken.

• Förderung einer Kultur der Verantwortlichkeit: die Umsetzung der CSRD/ESRS kann helfen, eine neue Verantwortungskultur innerhalb des Unternehmens zu unterstützen. Mitarbeitende werden über die zu berichtenden Daten zunehmend darauf aufmerksam gemacht, wie ihre täglichen Handlungen zur Nachhaltigkeitsleistung des Unternehmens beitragen. Dies fördert nicht nur das Bewusstsein, sondern stärkt auch das Engagement der Mitarbeitende für nachhaltige Praktiken.

Als Fazit setzt die CSRD/ESRS einen ganzheitlichen Berichtsrahmen für Unternehmen. Die generierten Daten können helfen, Transformationen zu beschleunigen, wenn diese sinnvoll aufbereitet und effektiv über Unternehmen hinweg vernetzt werden. Hier ist der Fokus von score4more als Transformationsplattform. Ergänzend zu Reportinglösungen, die Unternehmen helfen, das Datenmanagement im Unternehmen zu meistern, vernetzen Transformationsplattformen generierte Berichtsdaten und bereiten sie so auf, dass Entscheidungen direkt unterstützt werden. Damit kann das einzelne Unternehmen und die Wirtschaft als Ganzes Geschwindigkeit aufnehmen und die Parallelität aus Reporting und Transformieren schaffen. Wie Sie dies bei score4more umsetzen können, erfahren Sie in einem weiteren Blogartikel: Vier Schritte um Nachhaltigkeitsvorreiter zu werden

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